Risiko und Versagen von Tierversuchen
Tierversuche wecken Hoffnung auf sichere Medikamente und erfolgreiche Therapiemöglichkeiten gegen menschliche Krankheiten. Die Schäden und Risiken bleiben dabei zu oft unerwähnt.
Tierversuche machen Arzneimittel nicht sicher. Es gibt eine lange Reihe von Medikamenten, welche für den Verkauf in der Apotheke zugelassen wurden und dann auf Grund von gravierenden Nebenwirkungen wieder aus dem Verkehr gezogen oder zumindest im Gebrauch erheblich eingeschränkt werden mussten. Diese Nebenwirkungen wurden zuvor im Tierversuch nicht entdeckt. So sind einer vom Institut für Klinische Pharmakologie, Bremen, veröffentlichten Studie zufolge in Deutschland jährlich 210.000 Krankenhauseinweisungen auf Arzneimittelnebenwirkungen zurückzuführen.1 Eine Studie der Medizinischen Hochschule Hannover geht sogar von 58.000 tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen aus.2
Konkrete Beispiele für schwere Schäden durch Medikamente sind der Cholesterinsenker Lipobay, das Schlafmittel Contergan oder das Schmerzmittel Vioxx. Patienten erlitten lebenslange Folgeschäden bis hin zum Tod.3
32 % der neu zugelassenen Medikamente bergen Gesundheitsrisiken und müssen mit Warnhinweisen versehen oder vom Markt genommen werden. Zu diesem Ergebnis kommt 2017 eine in einem medizinischen Fachjournal veröffentlichte Studie.4
Es ist ebenso davon auszugehen, dass viele für den Menschen wertvolle Substanzen verloren gehen. Denn wenn die Tiere im Versuch nicht die gewünschte Wirkung zeigen, fallen die Substanzen durch und werden aussortiert. Vermutlich können dadurch wichtige Medikamente für uns Menschen nicht entdeckt werden. Das zeigen uns einige Fälle aus der Vergangenheit, wo wichtige Substanzen und damit lebensrettende Medikamente ohne Tierversuche entdeckt worden sind.
Beispiel Penicillin: wurde durch Zufall entdeckt und wäre im Tierversuch durchgefallen, da es tödlich für Meerschweinchen und Hamster ist. Wenn man bedenkt, dass Penicillin eins der wichtigsten Medikamenten für Menschen ist, wäre das nicht nur eine verpasste Chance gewesen, sondern ein Todesurteil für viele Patienten!
Beispiel Aspirin: würde nach heutigen Standards nicht zugelassen, weil es für Katzen tödlich ist und bei zahlreichen Tierarten zu Missbildungen führt.
Bereits 2008 wurde die Maus als Modell für die immunologische Wissenschaft als gescheitert erklärt. Der Unterschied zwischen Mensch und Maus ist einfach zu groß. Eine Studie kommt zu dem Ergebnis, dass bisher kaum eine Errungenschaft immunologischer Grundlagenforschung den Weg zu einer klinischen Standardanwendung geschafft hat.5
Generell muss man sagen, dass die Grundlagenforschung, die immerhin 59% aller Tierversuche in Deutschland ausmachen, gerade einmal eine Humanrelevanz von weniger als 1% hat.6 Wenn man bedenkt, wieviel Geld für dieses Ergebnis investiert wird, muss man sich ernsthaft die Fragen stellen, warum nicht in erfolgsversprechendere Methoden investiert wird.
Wichtige Fortschritte z.B. in der AIDS-Forschung beruhen nicht auf Tierversuchen, sondern auf Erkenntnissen aus der Infektions- und Seuchenlehre, auf der klinischen Beobachtung von Patienten sowie auf Studien mit Zellkulturen. Wesentliche Erkenntnisse zu Übertragungswegen, Struktur, Isolierung, Untersuchung und Bekämpfung des AIDS-Erregers wurden so ohne Tierversuche gewonnen. Und dennoch wird seit mehr als einem Vierteljahrhundert an unzähligen Tieren und im Speziellen an Affen geforscht. Dabei können Affen das menschlichen AIDS gar nicht bekommen. Es ist bekannt, dass sie zwar das Virus bekommen können, sich aber ganz andere Symptome entwickeln.
Die Heilversprechen durch Tierversuche waren in den letzten Jahrzenten zahlreich und ständig in den Medien. Das daraus aber nie ein tatsächlicher Erfolg für den Menschen wurde, wissen die wenigsten, denn nach den Anpreisungen wird eine solche Schlagzeile von den Medien nicht weiter verfolgt. So hat der unkritische Betracher den Eindruck, Tierversuche seien erfolgreich und sinnvoll. Tatsächlich hat eine Auswertung von 119 Heilversprechen aus drei Jahrzehnten ergeben, dass kein Versprechen eingehalten wurde.7
Unzählige Menschen wurden und werden also um ihre Hoffnung betrogen. Der Tierversuch täuscht eine Sicherheit nur vor und wurde selber tatsächlich nie auf Evidenz geprüft. Obwohl die Kritik an der Übertragbarkeit auf den Menschen immer lauter wird, halten Wissenschaftler und Forscher am Goldstandart fest. Moderne, menschenbasierte Forschung muss sich so am Tierversuch messen um anerkannt zu werden (siehe Lexikon Validierung).
weiterführende Links:
"Tierversuche sind Gesundheitsrisiko"
"Die Maus ist ein lausiges Modell für die Immunforschung am Menschen"
"Nach 10 Jahren keine Umsetzung in der Humanmedizin nachweisbar"
"AIDS-Forschung auf dem Irrweg"
"Heilversprechen der tierexperimentellen Forschung"
Quellennachweis:
1 DGPT-Forum 2001: Nr. 28, 15-19
2 Schnurrer JU et al.: Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Der Internist 2003, 44, 889-895
3 https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/infos/humanmedizin/150-liste-von-risikomedikamente
4 Downing N.S. et al.: Postmarket safety events among novel therapeutics approved by US Food and Drug Administration between 2001 and 2010. JAMA 2017: 317(18); 1854-1863
5 Davis Mark M.:. A Prescription for Human Immunology. Immunity 2008 (29): 835-838
6 Chalmers I et al.: Research: increasing value, reducing waste 1: How to increase value and reduce waste when research priorities are set. The Lancet 2014: 383 (9912); 156-165
7 https://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/images/pdf/heilsversprechungen.pdf